Die Testausgabe ist unterwegs!

Mehr als 2.100 Exemplare sind unterwegs zu ihren Empfängern

Am gestrigen Freitag begann die bundesweite Verschickung unserer Testausgabe. Mehr als 2.100 Exemplare des „Roten Berlin“ werden in den nächsten Tagen bei den rund 720 Empfängern im gesamten Bundesgebiet ankommen.  Neben den Kreis- und Landesverbänden von DKP und Linkspartei zählen hierzu auch linke Jugendverbände, lokale Initiativen, Gewerkschaften und viele weitere Gruppen im linken Raum.

Mit der Verschickung möchten wir euch die Möglichkeit geben, nochmals in aller Ruhe die Testausgabe anzuschauen und zu überlegen, ob und wie ihr euch bei uns einbringen möchtet. Denn mit Blick auf die Veröffentlichung der ersten „richtigen“ Ausgabe zum ersten Mai steht noch jede Menge Arbeit bevor! Wir möchten das Konzept des „Roten Berlins“ auch andernorts anwenden und suchen daher Leute, die das Projekt gerne für eine eigene Lokalausgabe nutzen möchten. Warum nicht auch ein Rotes Kreuzberg, Essen, München oder Hamburg beginnen? Wir sind bereit, euch bundesweit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Damit auch nichts in der Schwebe bleibt, wollen wir uns am 14. März um 18 Uhr im Gebäude des „Neuen Deutschland“ in Berlin (Franz-Mehring-Platz 1, Seminarraum 2) zu einem ersten Koordinierungstreffen zusammenfinden. Dort sollen sich die ersten Lokalprojekte im Berliner Umfeld zusammenfinden. Doch vielleicht wollt ihr auch nur einen Artikel beisteuern, einen Termin eingetragen haben oder habt einfach nur eine Frage? Alle Interessierteen sind herzlich eingeladen, sich mit uns auszutauschen.

 

 

Das „Rote Berlin“ in Treptow-Köpenick

Auch der „Hauptmann“ liest das „Rote Berlin“ 😉

Gestern war unser Team zu Gast beim Sonntagstreff der DKP Treptow-Köpenick in der Gaststätte „Zum Hauptmann von Köpenick“, bei dem wir einige interessante Gespräche führen und 30 Ausgaben der Testausgabe der interessierten Leserschaft näherbringen konnten.

Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!

 

 

Der Verkauf der Testausgabe beginnt!

Die ersten 5.000 Exemplare unserer druckfrischen Testausgabe haben wir ja bereits aus der Druckerei abgeholt. Nun geht es an die Präsentation und den Verkauf, um mehr Freunde und Genossen für unser Projekt einer modularen, lokalen Zeitung zu begeistern! Die ersten Kunden haben nun auch schon eingekauft, ob per EC-Kartenterminal oder in bar, beides ist bei uns möglich.

Wir sehen uns am 13.  Januar auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz! Dort werden wir auf dem Messegelände des Berliner Mercure-Hotels mit einem eigenen Stand vertreten sein, wo ihr euch selbst mit euren Vorschlägen und Ideen einbringen sowie Zeitungen erwerben könnt. Unser Hauptanliegen seid jedoch ihr: Ihr wollt eine linke Zeitung machen, ihr fragt euch aber noch „womit beginnen?“ Kommt vorbei und quatscht mit uns!

Und? Was steht jetzt drin in der Zeitung?

„De socialismo nihil nisi bene“ als inhaltliche Leitschnur unserer strukturell marxistischen Zeitung.

Bei einem dezentral angelegten Projekt weiß man natürlich nie ganz genau, was die Genossen so schreiben werden. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn die inhaltliche Entwicklung ist ja gerade etwas, das mit diesem Projekt stimuliert werden soll. Dass sich alle Beteiligten mit der Haltung des Kernteams arrangieren müssen und in den von ihnen verwalteten Außenblättern nicht gegen das Mittelblatt schreiben können, versteht sich von selbst. Ansonsten wollen wir den Projektteams möglichst weitreichende Freiräume schaffen.

Wir als Kernteam begreifen unsere Zeitung als eine marxistische und sehen in der Arbeit der Tageszeitung junge Welt ein wichtiges Vorbild. Wir denken linke Politik nicht vom Individuum und seinem persönlichen „Lifestyle“ aus, sondern sehen den Menschen als gesellschaftliches Wesen, der nach einer Epoche der Individualisierung viel zu wenig Gesellschaft erlebt. Wir machen keine Zeitung für die linke Szene, sondern eine, die die Linke in der Gesellschaft verankern soll. Unser Werkzeug, um diesem Ziel von mehr Gesellschaftlichkeit schon im Kapitalismus näher zu kommen und damit erste Schritte zum Sozialismus zu gehen, ist der dialektische Materialismus, was bereits strukturell verankert werden soll. Die Seitenfolge unserer Zeitung ist beispielsweise schon auf diesen philosophischen Ansatz zugeschnitten: Der vordere Teil (Seiten 1–5) ist der „beobachtende“ Teil, die Doppelseite 6/7 wird „theoretisch-weltanschaulich“ gehalten, bevor im hinteren Teil der „aktiv handelnde“ Teil folgt (Seiten 8–12). Beim Durchblättern erlebt der Leser damit ganz im Geiste des Materialismus die typischen Schritte „Beobachtung – Planung – Aktion“. Außerdem bewegt er sich vom Speziellen (lokales Außenblatt) zum Allgemeinen (auf Internationales orientierte Seiten 5 und 8) und anschließend wieder zurück zum Speziellen. Damit lässt sich die Zielstellung für die Lokalprojekte klar formulieren: Der Leser soll seine Umwelt verstehen, die Notwendigkeit einer theoretischen Konzeption erkennen und am Ende Lust haben, sich selbst einzubringen. Daher ist Seite 12 immer die „Mitmachseite“, auf der Termine und Kontaktmöglichkeiten zu finden sind.

Lust zum Mitmachen gewinnt man nicht, wenn man sich die internen Streitereien der Linken anschauen muss. Daher haben diese in unserer Zeitung nichts zu suchen. Es gilt: De socialismo nihil nisi bene – wenn wir nichts Gutes über den Sozialismus zu sagen haben, dann halten wir einfach die Klappe. Der Klassenfeind publiziert bereits genug Kritik am Sozialismus und es ist keinem von uns geholfen, wenn wir in dieselbe Kerbe schlagen.

  • Das gilt im Hier und Jetzt: Wir distanzieren uns niemals voneinander, solange wir für unsere Projekte sprechen.
  • Das gilt global: Wir tragen keine Kritik an der KP Chinas, der bolivarischen Revolution in Venezuela, noch an sonstigen Genossen in die Öffentlichkeit, denn die Genossen kämpfen für ihre Vorstellung vom Sozialismus, auch wenn manche bei uns ein anderes Sozialismusbild haben.
  • Das gilt über die Zeit: Scheitern Genossen, dann ermuntern wir sie, es noch einmal zu probieren. In Deutschland heißt das auch, nicht schlecht über die DDR zu sprechen.

Ein Name wird Programm

Prawdomat Logo
Die Verbindung von Altem und Neuem, dafür steht unser System. Wir wollen liebgewonnene und bewährte Kommunikationsformen – die Zeitung, die Organisationen und Vereine, die Pressefeste – mit neuen technischen Möglichkeiten untersetzen, um sie so in die nächste Generation zu tragen. Unser Logo soll diesen Geist widerspiegeln: Wir bedienen uns aus dem reichen Fundus der Arbeiterbewegung, haben dabei aber keine Hemmungen, die Fundstücke zu analysieren, gegebenenfalls zu dekonstruieren und sie in veränderter Form für einen neuen Zweck nutzbar zu machen. Wer mit den Leistungen vergangener Generationen nichts Besseres zu tun weiß, als sie auf den sprichwörtlichen „Müllhaufen der Geschichte“ zu werfen, der wird mit uns keine Freude haben.

Unsere Zeitungen werden datenbankbasiert entstehen. Dabei erlaubt die Automatisierung den Redakteuren vor Ort, sich auf ihre politischen Inhalte zu konzentrieren.

Auch wenn das Herausgeben einer Kleinen Zeitung ein großer Spaß ist: Das regelmäßige Erstellen einer Zeitung ist arbeitsintensiv und überfordert nicht selten nach einigen Monaten oder wenigen Jahren die ehrenamtlichen Zeitungsmacher. Bei diesem Problem wollen wir ansetzen und mit unserem PRAWDOMAT-Konzept so viele Arbeitsschritte wie möglich online automatisieren. Der Begriff PRAWDOMAT ist dabei von den russischen Begriffen правда (prawda) und автомат (automat) abgeleitet. Die „Prawda“, ehemals das Zentralorgan der KPdSU, steht dabei symbolhaft für „unser Organ“. Wie an vielen anderen Stellen auch, geht es uns bei der Namenswahl mit darum, antikommunistische Ressentiments aufzubrechen. Wir lehnen Vergangenes nicht ab, wir heben es auf, be- und verwerten es neu, ohne es jedoch stur zu kopieren. Darum wird die Prawda hier auch mit dem Automaten verpartnert. Der Automat steht für die Möglichkeiten unserer Zeit, Informationen im Internet dezentral zu verwalten. Genau das wollen wir erschaffen: Ein Onlinesystem, das uns dabei hilft, genau die Zeitung zu erstellen, die wir uns für unsere politische Außendarstellung wünschen. Dieses System existiert heute noch nicht, wir müssen es Schritt für Schritt erarbeiten

Informationen organisieren

Eine wichtige Komponente des Onlinesystems ist das Sammeln und Arrangieren von Informationen. Diese ist auf das Ziel gerichtet, Print- ebenso wie Onlinepublikation mit möglichst geringem Aufwand, aber bei dennoch hochwertiger Erscheinung zu ermöglichen. Verschiedene Typen von Informationen kommen hier zusammen:

  • Texte. Ein erster Schritt wird sein, Rohtexte online sammeln und abrufen zu können. Dabei achtet das System direkt darauf, dass nur solche Formatierungen verwendet werden, die die Zeitung auch erlaubt: Also beispielsweise einen kurzen hervorgehobenen Text, nicht jedoch Fett- und Kursivschrift samt wilder Unterstreichungen. Direkt miterfasst werden Daten wie Autorennamen, gegebenenfalls dahinterstehende Organisationen oder Quellen, falls es sich um zweitverwertete Texte handelt. In weiteren Schritten sollen Werkzeuge hinzukommen, die das gemeinschaftliche Arbeiten an Texten erlauben.
  • Bilder. Bilder sollen ebenso hochgeladen werden können, immer direkt mit notwendigen Informationen wie einer Beschreibung, dem Namen des Fotografen und dem Urheberrechtsstatus. Später sind auch Links auf externe Anbieter wie Wikimedia Commons, Flickr oder Facebook denkbar.
  • Anzeigen. Werbekunden wird es auch geben, auch sie brauchen einen Kanal, auf dem sie ihre Anzeigen ins System einspeisen und mit dem sie festlegen können, in welchen Teilausgaben diese erscheinen dürfen.
  • Layout. Sind alle Informationen gesammelt, muss festgelegt werden, welcher Artikel mit welchen Bildern auf welcher Seite erscheint. Anschließend soll ebenso festgelegt werden können, wo und z.B. mit welcher Spaltenzahl ein Artikel auf der entsprechenden Seite im Printlayout erscheint. Mit diesen Informationen kann ein Rohlayout automatisch ausgeworfen werden, in dem sämtliche Inhalte mit Mikrometerpräzision verteilt sind (ob dies schon zur ersten Ausgabe möglich ist oder ob da noch Handarbeit gefragt ist, wird sich zeigen). Der jeweilige Layouter verpasst dem anschließend den letzten, menschlichen Schliff, ohne aber mühselig alle Inhalte von einer Datei in eine andere händisch überführen zu müssen.

Menschen organisieren

Unser Zeitungskollektiv soll offen für eine Vielzahl von Mitwirkenden sein. Um aus den vielen Einzelpersonen eine funktionierende Gemeinschaft zu formen, soll der PRAWDOMAT perspektivisch auch viele Werkzeuge zur Koordination anbieten.

  • Zeitpläne koordinieren. Alle Teilprojekte arbeiten auf einen gemeinsamen Drucktermin hin, vor dem alle Inhalte in der Zentrale zusammengefasst werden müssen. Das erfordert, Deadlines für das Planen, Sammeln und Arrangieren von Inhalten zu setzen und systematisch die Fortschritte zu überprüfen. Dafür wollen wir Werkzeuge entwickeln.
  • Unterstützung ermöglichen. Schafft ein Teilprojekt es nicht, seine Zeitung fertigzustellen, soll es von der Zentrale und auch von anderen Teilprojekten Unterstützung bekommen. Ein fehlender Artikel muss dann z.B. kurzerhand durch einen anderen aus der Datenbank ersetzt werden. Sicher nicht ideal, aber manchmal unumgänglich.
  • Zugriffsrechte verwalten. Die Redaktionen der Teilprojekte sollen sich möglichst autonom verwalten. Dazu muss eine Rechtestruktur geschaffen werden, die zum einen alle notwendigen Arbeitsschritte erlaubt, aber das Projekt auch vor Schädigung durch Unbefugte schützt.
  • Verteilbezirke festlegen. Wer verteilt wo wie viele Zeitungen? Immer ein großes Problem. Wir werden die Möglichkeit schaffen, dass alle Verteilenden detailliert auf einer Onlinekarte (im Idealfall Open Street Map, notfalls Google Maps) eintragen können, wo sie verteilen wollen. So wird eine Doppelverteilung vermieden. Das System kann prinzipiell auch befreundeten Organisationen zur Verfügung gestellt werden, z.B. für Wahlkämpfe.
  • Termine. Der Terminkalender auf Seite 12 ist fast das Wichtigste an der Zeitung, denn er eröffnet Unbeteiligten die Gelegenheit, nächste Schritte in die linke Bewegung zu gehen. Diese Termine werden im System gesammelt, von den Redaktionen bewertet und entsprechend beworben.

Freie Software als Grundlage nutzen

Wir wollen unseren Zeitungsverbund so aufbauen, dass neue Teilprojekte mit möglichst geringen Anfangsinvestitionen starten können. Daher haben wir darauf geachtet, dass alle notwendige Software, die ein Teilnehmer benutzen muss, frei verfügbar ist.

Für das Layout der Zeitung verwenden wir Scribus (für diese Ausgabe die Entwicklungsversion 1.5.3), was auch eine wichtige Grundlage für das geplante Online-System ist. Fotobearbeitung wird mit GIMP erledigt, komplexere Vektorgrafiken können mit Inkscape erstellt werden. Auch die verwendeten Schriftarten stehen unter freier Lizenz. Die Serifenschrift heißt beispielsweise „Linux Libertine“, als serifenlose Schrift verwenden wir „Ubuntu“ und die Artikel­überschriften sind in einer Schrift gesetzt, die den schönen Namen „Vollkorn“ trägt.

Sollte unser Projekt übrigens eines Tages Gewinne erzielen, dann werden wir die Entwickler-Communities der von uns genutzten Software an diesen Gewinnen beteiligen. Denn ohne sie ginge es nicht.

Ohne Fleiß kein Preis – ohne Preis kein Fleiß

Organigramm
Die Beziehungen zwischen den beteiligten Personengruppen.

Wie wir die Finanzierung der Zeitungen auf ein breites, integratives Fundament stellen wollen.

Wer die Titelseite aufmerksam studiert hat, wird gemerkt haben, dass für diese Zeitung ein Preis von 20 ct ausgewiesen ist. Trotzdem sollen unsere Zeitungen Massenorgane werden, die viele Menschen kostenfrei in ihren Briefkästen finden. Wie ist das miteinander vereinbar?
Ganz einfach: Nicht der Leser selbst kauft sein Einzelexemplar, sondern Einzelpersonen oder Organisationen, die unsere Zeitung gut finden und über das nötige Kleingeld verfügen, kaufen gleich ein ganzes Paket von Zeitungen – und verschenken sie an ihre Mitmenschen. Sie können das selbst erledigen oder uns beauftragen, für die Verteilung zu sorgen. Damit integrieren wir Genossen in unser Projekt, die zwar in der bürgerlichen Gesellschaft relativ erfolgreich sind, denen aber dadurch auch die Zeit für die politische Arbeit fehlt.

Preisdiagramm
Eine Zeitung wird für 20 ct verkauft, die die anfallenden Kosten decken.

Der Preis von 20 ct ist so kalkuliert, dass damit nicht nur die Druck- und Versandkosten gedeckt sind, sondern auch eine Entlohnung der meist jungen oder einkommensschwachen Genossen möglich wird, die die Zeitungen verteilen. Ebenso wird ein fester Betrag pro Zeitung zur Entlohnung der Menschen vorgehalten, die Texte und Bilder liefern. Wir sind der Auffassung, dass für ein langfristig laufendes Projekt grundsätzlich jede geleistete Arbeit entlohnt werden muss.

Der Verkauf der Zeitungen läuft bereits vor dem Druck und es gilt: Wir drucken kein Exemplar, das nicht vorab schon verkauft wurde. Dadurch stellen wir sicher, dass keine Zeitungen für die Papiertonne gedruckt werden. Außerdem versprechen wir uns davon, dass alle Beteiligten durch ihre Prägung im Kapitalismus eine höhere Wertschätzung für das Einzelexemplar zeigen, wenn ihnen bewusst ist, dass es formal Eigentum eines zahlenden Genossen ist und nicht nur Schleuderware.

Über die Kostendeckung durch den Verkaufspreis hinaus soll es in moderatem Umfang auch Werbung geben. Die Werbeeinnahmen dienen dazu, zentral anfallende Kosten zu tragen und das Projekt weiterzuentwickeln. Vorzugsweise soll Werbung für Unternehmen und Organisationen aus dem linken Kulturkreis geschaltet werden, denn auch sie bieten ein Eintrittstor für bisher unpolitische Menschen.

Weniger Aufwand, mehr Qualität

Mit unserem Konzept erstellen auch kleine Gruppen eine hochwertige, lokale Zeitung.

Es gehört einiges dazu, eine gute Zeitung mit lokalem Anspruch zu erstellen. Die örtliche Poltik darzustellen und in sie einzugreifen ist normalerweise Ausgangspunkt und Motivation der meisten Beteiligten. Daraus ergeben sich direkt die verschiedenen journalistischen Aufgaben, das Texten, das Fotografieren, die Redaktion. Doch damit nicht genug, denn die technische Umsetzung muss ebenso vor Ort gelöst werden, das Layout, der Druck, die Verteilung. Die Auflage übersteigt selten die 10.000er-Marke, wodurch kostengünstige Drucktechniken wie der Rollenoffsetdruck erst gar nicht in Betracht kommen, letzten Endes sind die Stückkosten relativ hoch. Alles in allem so viel Aufwand, dass nur wenige Projekte länger als ein paar Jahre funktionieren.

Unser Konzept zielt darauf, viele lokale Zeitungen an vielen verschiedenen Orten gemeinsam herzustellen und in einem Prozess zu drucken. Dabei werden nicht nur Druckkosten, sondern auch Inhalte geteilt. Wie soll das funktionieren? Wenn Du diese Zeitung anschaust, dann besteht sie aus drei Blättern. Das Innenblatt, das Du jetzt gerade liest, wird dabei für alle Verbundzeitungen in Deutschland identisch sein. Es beinhaltet die Thema-Doppelseite, die Welt- und Europapolitik sowie Nachrichten aus den sozialistischen Ländern. Schon das Mittelblatt soll in verschiedenen Regionalausgaben erscheinen. Hier haben weitgehend autonome Redaktionen die Möglichkeit, Regional- und Inlandsnachrichten nach ihren Bedürfnissen auszuwählen. Aus den Regionalausgaben wiederum können Stadt- oder Bezirksausgaben ausgekoppelt werden, die die Möglichkeit bieten, beispielsweise Vorgänge in einzelnen Gemeinderäten für einen relativ kleinen Kreis von Haushalten anzubieten. Mit dem Wechsel des Außenblatts erhält auch jede Lokalausgabe ihren eigenen Namen: So wie dieser Prototyp „Rotes Berlin“ heißt, kann es ein „Rotes Ravensburg“ unter der Regionalausgabe „Rotes Baden-Württemberg“ geben oder unter „Rotes Berlin“ die Lokalausgaben „Rotes Lichtenberg“ oder „Roter Wedding“. Das Wechseln ganzer Blätter ist zugleich besonders kostengünstig, ab 5.000 Exemplaren ist eine Auskopplung möglich.

So entbinden wir die Akteure vor Ort von einem Großteil der technischen Arbeit und erlauben ihnen gleichzeitig, ein Produkt anzubieten, das durch ein bundesweites Netzwerk hochwertigere Inhalte bieten kann, als es Einzelakteure könnten. Und nicht zuletzt können wir uns gegenseitig unterstützen und auch ein vorübergehendes Verschwinden einzelner Unterprojekte auffangen.
Um die Zusammenarbeit zu organisieren werden wir ein Online-System aufbauen, in dem in der Redaktionsphase alle Inhalte zusammengeführt werden. Es soll Werkzeuge zur gegenseitigen Unterstützung und Qualitätssicherung geben. Natürlich ist damit ein Austausch von Inhalten über die einzelnen Stadtzeitungen hinweg möglich. In diesem System wird auch bereits das Groblayout erstellt, also die Verteilung Textinhalten auf den einzelnen Seiten, das Zuweisen von Fotos und Bildausschnitten und z.B. die Auswahl von Terminen für den Kalender (S. 12). Nachdem das System mit all diesen Informationen gefüttert wurde, kann eine Scribus-Datei ausgeworfen werden, mit der binnen weniger Stunden das Feinlayout zu erledigen ist. Gleichzeitig wird ein exaktes Abbild der Inhalte ohne Zusatzaufwand im Internet publiziert.

Kleine linke Zeitungen bleiben wichtig

Warum Online-Publizität kein vollwertiger Ersatz für die eigene Zeitung ist.

Warum denn heute noch eine Massenzeitung aufsetzen? Die Informationsströme fließen doch längst digital, die Massen informieren sich über Blogs, Nachrichtenportale oder gleich über Facebook. Einen Blog oder eine Facebook-Seite aufzusetzen ist doch auch nicht schwer, schnell und ohne großen Aufwand erreicht man so prinzipiell jeden Zipfel des Erdballs.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Auch wenn jeder erreichbar ist, erreicht man noch lange nicht jeden. Das Wort „Filterblase“ wurde nicht von ungefähr geprägt, um das Phänomen zu beschreiben, dass jeder nur solche Informationen an sich ranlässt, die ohnehin seinen Gewohnheiten entsprechen – oder schlimmer: die laut einem Algorithmus seinen Gewohnheiten ent­sprechen. Um Informationen bereitzustellen ist das Internet also hervorragend geeignet, um jedoch Menschen mit Informationen zu konfrontieren nur bedingt.

Konfrontieren aber müssen wir die Menschen mit den Alternativen, die wir anzubieten haben. Und das geht draußen in der Welt mit einem handfesten, regelmäßig wiederkehrenden Produkt besonders gut. Auch wenn eine Massenzeitung von den meisten nicht gelesen wird, kann sie dazu beitragen, das „Fremdeln“ mit linken Ideen abzuschwächen. Über die kontinuierliche Präsenz der Zeitung und ihrer Macher, über das Austragen und im Idealfall kleine Pressefeste oder ähnliche Aktionen, kann die Linke ihre Bindung an die Massen intensivieren. Und zuletzt schweißt die gemeinsame Arbeit ihre Macher auch zusammen und ermöglicht ihnen, sich kontinuierlich zu verbessern – so wie Lenin es beschrieben hat (siehe S. 10).