Warum Online-Publizität kein vollwertiger Ersatz für die eigene Zeitung ist.
Warum denn heute noch eine Massenzeitung aufsetzen? Die Informationsströme fließen doch längst digital, die Massen informieren sich über Blogs, Nachrichtenportale oder gleich über Facebook. Einen Blog oder eine Facebook-Seite aufzusetzen ist doch auch nicht schwer, schnell und ohne großen Aufwand erreicht man so prinzipiell jeden Zipfel des Erdballs.
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Auch wenn jeder erreichbar ist, erreicht man noch lange nicht jeden. Das Wort „Filterblase“ wurde nicht von ungefähr geprägt, um das Phänomen zu beschreiben, dass jeder nur solche Informationen an sich ranlässt, die ohnehin seinen Gewohnheiten entsprechen – oder schlimmer: die laut einem Algorithmus seinen Gewohnheiten entsprechen. Um Informationen bereitzustellen ist das Internet also hervorragend geeignet, um jedoch Menschen mit Informationen zu konfrontieren nur bedingt.
Konfrontieren aber müssen wir die Menschen mit den Alternativen, die wir anzubieten haben. Und das geht draußen in der Welt mit einem handfesten, regelmäßig wiederkehrenden Produkt besonders gut. Auch wenn eine Massenzeitung von den meisten nicht gelesen wird, kann sie dazu beitragen, das „Fremdeln“ mit linken Ideen abzuschwächen. Über die kontinuierliche Präsenz der Zeitung und ihrer Macher, über das Austragen und im Idealfall kleine Pressefeste oder ähnliche Aktionen, kann die Linke ihre Bindung an die Massen intensivieren. Und zuletzt schweißt die gemeinsame Arbeit ihre Macher auch zusammen und ermöglicht ihnen, sich kontinuierlich zu verbessern – so wie Lenin es beschrieben hat (siehe S. 10).