„De socialismo nihil nisi bene“ als inhaltliche Leitschnur unserer strukturell marxistischen Zeitung.
Bei einem dezentral angelegten Projekt weiß man natürlich nie ganz genau, was die Genossen so schreiben werden. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn die inhaltliche Entwicklung ist ja gerade etwas, das mit diesem Projekt stimuliert werden soll. Dass sich alle Beteiligten mit der Haltung des Kernteams arrangieren müssen und in den von ihnen verwalteten Außenblättern nicht gegen das Mittelblatt schreiben können, versteht sich von selbst. Ansonsten wollen wir den Projektteams möglichst weitreichende Freiräume schaffen.
Wir als Kernteam begreifen unsere Zeitung als eine marxistische und sehen in der Arbeit der Tageszeitung junge Welt ein wichtiges Vorbild. Wir denken linke Politik nicht vom Individuum und seinem persönlichen „Lifestyle“ aus, sondern sehen den Menschen als gesellschaftliches Wesen, der nach einer Epoche der Individualisierung viel zu wenig Gesellschaft erlebt. Wir machen keine Zeitung für die linke Szene, sondern eine, die die Linke in der Gesellschaft verankern soll. Unser Werkzeug, um diesem Ziel von mehr Gesellschaftlichkeit schon im Kapitalismus näher zu kommen und damit erste Schritte zum Sozialismus zu gehen, ist der dialektische Materialismus, was bereits strukturell verankert werden soll. Die Seitenfolge unserer Zeitung ist beispielsweise schon auf diesen philosophischen Ansatz zugeschnitten: Der vordere Teil (Seiten 1–5) ist der „beobachtende“ Teil, die Doppelseite 6/7 wird „theoretisch-weltanschaulich“ gehalten, bevor im hinteren Teil der „aktiv handelnde“ Teil folgt (Seiten 8–12). Beim Durchblättern erlebt der Leser damit ganz im Geiste des Materialismus die typischen Schritte „Beobachtung – Planung – Aktion“. Außerdem bewegt er sich vom Speziellen (lokales Außenblatt) zum Allgemeinen (auf Internationales orientierte Seiten 5 und 8) und anschließend wieder zurück zum Speziellen. Damit lässt sich die Zielstellung für die Lokalprojekte klar formulieren: Der Leser soll seine Umwelt verstehen, die Notwendigkeit einer theoretischen Konzeption erkennen und am Ende Lust haben, sich selbst einzubringen. Daher ist Seite 12 immer die „Mitmachseite“, auf der Termine und Kontaktmöglichkeiten zu finden sind.
Lust zum Mitmachen gewinnt man nicht, wenn man sich die internen Streitereien der Linken anschauen muss. Daher haben diese in unserer Zeitung nichts zu suchen. Es gilt: De socialismo nihil nisi bene – wenn wir nichts Gutes über den Sozialismus zu sagen haben, dann halten wir einfach die Klappe. Der Klassenfeind publiziert bereits genug Kritik am Sozialismus und es ist keinem von uns geholfen, wenn wir in dieselbe Kerbe schlagen.
- Das gilt im Hier und Jetzt: Wir distanzieren uns niemals voneinander, solange wir für unsere Projekte sprechen.
- Das gilt global: Wir tragen keine Kritik an der KP Chinas, der bolivarischen Revolution in Venezuela, noch an sonstigen Genossen in die Öffentlichkeit, denn die Genossen kämpfen für ihre Vorstellung vom Sozialismus, auch wenn manche bei uns ein anderes Sozialismusbild haben.
- Das gilt über die Zeit: Scheitern Genossen, dann ermuntern wir sie, es noch einmal zu probieren. In Deutschland heißt das auch, nicht schlecht über die DDR zu sprechen.