Theorie, System & Praxis des Buchverkaufs

Knapp acht Monate nach dem Erscheinen von Marcel Kunzmanns „Theorie, System & Praxis des Sozialismus in China“ lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die ökonomische Seite und insbesondere unsere Vertriebsstrukturen zu werfen. Dass der Titel in unserer primären Zielgruppe – der deutschen und österreichischen sozialistischen Bewegung – sehr gut aufgenommen wurde und beispielsweise das BolscheWiki nicht umhinkommt, ganze Abschnitte über Kunzmanns Positionen zur Überwindung der Warenproduktion zu schreiben, freut uns natürlich am meisten. Auch Marcels Teilnahme an einer Podiumsdiskussion des KSV in Wien war ein absolutes Highlight in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Entwicklung Chinas. Mit bis heute über 200 verkauften Exemplaren ist das Buch aber auch ökonomisch eine Erfolgsgeschichte und eine sehr gute Grundlage, die Publikation wissenschaftlicher Monographien als festes Standbein unserer Verlagstätigkeit in absehbarer Zeit weiter auszubauen. Die Betrachtung wirtschaftlicher Kennzahlen ist in der Linken natürlich im Großen (China) wie im Kleinen (Verkauf von Produkten) ein brenzliges Thema. Auch darum halten wir es für sinnvoll, mit konkreten Zahlen für Transparenz zu sorgen.

Schauen wir jetzt also auf die verschiedenen Vertriebswege. Mit Abstand am wichtigsten für uns ist der Direktvertrieb, seit dem Erscheinen des Buches vor allem auf dem UZ-Pressefest 2018 und der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2019. Rund 70 % der verkauften Exemplare gingen direkt über den Infotisch oder wurden in kleinerem Umfang im privaten Umfeld verkauft. Es folgen unser eigener Online-Shop bzw. Eigenversand mit rund 17 %, unser Amazon-Account mit 8% und letztlich der Buchhandel mit 5 %. Es lohnt sich, hier einen Blick auf den unterschiedlichen Weg des Geldes zu werfen, denn als Linker interessiert man sich ja dafür, wer von den eigenen Handlungen profitiert. Die obige Grafik schlüsselt auf, welche Anteile des vom Käufer entrichteten Betrags wohin fließen. Für den Versandhandel ist in dieser Rechnung vorausgesetzt, dass nur ein einzelnes Buch bestellt wird und der Versand nach Deutschland erfolgt. Zielstellung ist für uns, ein Drittel der unter „Wir“ geführten Beträge an die Autoren auszuschütten. Die verbleibenden Einnahmen werden in jedem Fall momentan noch vollständig zur Deckung der vielen Kosten benötigt, die sich nicht exakt einem Buchexemplar zuordnen lassen: Webspace, Lagerhaltung, Lizenz- und Standgebühren, etc.

Die Vertriebswege im Detail

Selber verkaufen ist natürlich immer am schönsten. Es ermöglicht das direkte Gespräch mit den Lesern und auch der Ertrag kann zu 100 % wieder in die Entwicklung der eigenen Projekte investiert werden bzw. bei den eigenen Leuten verbleiben. Am Infostand bleiben abzüglich Steuern und Druck 8,10 €. Für den Versand berechnen wir in unserem eigenen Shop eine Gebühr von 3,00 € im Wesentlichen zur Deckung der Protokosten, die im Falle eines Buches dafür allerdings nicht vollständig aufgebraucht wird. So bleibt ein höherer Ertrag von 9,46 €, allerdings kommen rund 15 Minuten Zeitaufwand hinzu.

Wird der Handel über Partner aus dem nicht-sozialistischen Wirtschaftsraum abgewickelt, fallen Kosten an, die unseren Ertrag mindern. Besonders stark erscheint dies beim Buchhandel, wo uns nur 3,00 € bleiben – aber Achtung: Wir sind große Fans des Buchhandels, gerade der kleinen und der linken Buchhandlungen. Deren Mühe, für ihre Kunden Infrastruktur bereitzuhalten und bei uns extra einzelne Exemplare zu bestellen, muss sich auch in einer fairen Beteiligung am festgelegten Buchpreis von 9,90 € wiederspiegeln. Daher verkaufen wir das Buch an Buchhandlungen ohne Versandkosten und zum Preis von 6,00 € (inkl. 7% MwSt.). Das geht angesichts des Aufwands einer nicht-automatisierten Rechnungsstellung und des Versands zwar an die Schmerzgrenze, geschieht aber auch aus politischer Überzeugung.

Anders verhält es sich beim Vertrieb über Amazon: der schmerzt schon ziemlich heftig. Denn Amazon gönnt sich bei einer Einzelbuchbestellung eine Gebühr von 3,94 €. Diese setzt sich zusammen aus einer festen Verkaufsgebühr von 0,99 €/Artikel (bei mehr als 40 Artikeln pro Monat würde dieser Betrag sinken, davon sind wir aber weit entfernt), einer prozentualen Beteiligung am Preis (Buchpreis + Versandkosten) von 15 %, also 1,94 €, sowie einer für Bücher fälligen „Abschlussgebühr“ von 1,01 €. Versand und Umsatzsteuerabführung bleiben natürlich bei uns hängen. Um die Sichtbarkeit des Buches zu erhöhen, haben wir uns dennoch entschlossen, auch über Amazon zu kaufen. Und ganz offensichtlich machen auch Linke davon Gebrauch. Es ist auch völlig legitim, bei Amazon zu kaufen. Sofern ihr solche Kanäle nutzt und Euch das Buch gefällt, hinterlasst dort auch gerne eine positive Bewertung, denn negative Kritiken bekommt man innerhalb der Linken immer schnell.

Fazit

Findet ihr unsere Angebote gut, dann kauft ihr am besten direkt bei uns – denn damit sorgt ihr dafür, dass wir möglichst bald in die schwarzen Zahlen rutschen und neue Projekte in Angriff nehmen können. Persönlich fahrt ihr am günstigsten mit dem Kauf am Infostand oder im Buchhandel, da zahlt ihr nämlich keine Versandkosten. Wenn ihr online kauft, denkt aber auch hin und wieder dran, wer auf welchem Weg wieviel kassiert. Unsere Ansage: Der bewusste Käufer kauft direkt beim Erzeuger, in unserem Fall also im Shop auf rotes-berlin.de.